21. ERKRANKUNGEN DES KNOCHENGEWEBES
Rachitis
Ätiologie:
Skelettsystemerkrankung des wachsenden Tieres. Die Ursachen liegen meist in einer unzureichender Kalzium, Phosphor oder Vitamin-D Versorgung. Mangel an Vitamin-D bei gleichzeitiger ausschliesslicher Fleischfütterung ruft bei Frettchen die klassische Rachitis hervor. Besonders betroffen sind Jungtiere im Alter von 3 bis 4 Monaten.

Symptome:
Auffällige Auftreibungen an den Gelenken. Der Gang ist unsicher. Mit der Zeit verbiegen sich die Knochen bei ausbleibender Mineralisation. Es entstehen Verkrümmung der Beine, Verformung des Brustkorbes (im späteren Stadium Atembeschwerden) und der Wirbelsäule. Entwicklungsstörungen, Kümmern, das Fell ist dünn und glanzlos. Wenn nicht rechtzeitig behandelt wird, verenden die Jungtiere nach mehreren Wochen.

Diagnose:
Röntgenologische Untersuchung der distalen Epiphysenfugen von Radius, Ulna und Tibia. Die Epiphysenfugen sind verbreitert und nicht geradlinig, sondern unregelmässig buchtig von der Metaphyse abgegrenzt.

Therapie:
Gleichzeitige Gaben von Vitamin-D3 und Kalzium, besonders vorteilhaft durch Aufwertung der täglichen Mahlzeiten mit einem Vitamin-Mineralstoff-Gemisch, eventuelle Änderung der Fütterung. Vorsicht vor Überdosierung von Vitamin-D und auch vor Verabreichung an entkalzifizierte Tiere ohne gleichzeitige Kalziumgaben.

Prophylaxe:
Hunde- oder Katzenfertigfutter.

Osteodystrophia fibrosa generalisata
Engel-Recklinghausen Krankheit. Generalisierte Stoffwechselstörung des Knochens mit gestörtem Knochenumbau, dabei intensive osteoklastische Resorption.
Diese Erkrankung ist das Symptom einer Überfunktion der Parathyreoidea, des Hyperparathyreoidismus, und ist ein sehr häufiges Syndrom bei Frettchen in Privathaltung.

Ätiologie:
Sekundärer fütterungsbedingter Hyperparathyreoidismus, der durch ein verschobenes Ca:P-Verhältnis zugunsten des Phosphors entsteht. Charakteristisch für diese Mineralstoffwechselstörung ist der Abbau des Knochengewebes durch Osteoklasten und sein Ersatz durch Fasergewebe.

Symptome:
Verminderte Aktivität, deutliche Nachhandschwäche. Die Streckung der Gliedmassen führt zu Abwehrbewegungen des Tieres. Im späteren Verlauf stellt sich eine Krümmung der grossen Röhrenknochen ein. Bei älteren Tieren Umfangsvermehrung der Kieferknochen, Lockerung und Ausfall der Zähne. Im weiteren Verlauf Abmagerung, eventuell auch Niereninsuffizienz mit Urämie.

Diagnose:
Bei jungen Tieren sind auf dem Röntgenbild die Epiphysenfugen schmal und glatt von den Metaphysen abgesetzt. An den Epiphysenfugen ist ein Streifen verdichteter Spongiosa zu erkennen, dessen Breite mit der Krankheitsdauer zunimmt. Die Metaphysen sind verdickt, die Corticales der Röhrenknochen verhältnismässig breit und im Markraum wie aufgeblättert. Bei älteren Tieren zeigen die Röhrenknochen eine erhöhte Strahlendurchlässigkeit (Knochenabbau).

Differentialdiagnose:
Rachitis sollte unbedingt ausgeschlossen werden.

Therapie:
Calciumpräparat (Felical, Canical) und Multivitaminpräparat mit Vitamin D3 tropfenweise reichen, sowie Korrektur der Ernährung. Werden bei dem Frettchen Schmerzen vermutet, dann lohnt sich ein Versuch mit Novalgin-Tropfen.

Prognose:
Bei Jungtieren nicht ungünstig, bei erwachsenen Tieren sind die Knochenveränderungen nicht mehr rückgängig zu machen.

Discopathie
Ätiologie:
Prolapsus disci intervertebralis. Bandscheibenschaden durch Risse, Verkalkung oder Degeneration.

Symptome:
Paralyse der Nachhand mit Verminderung der Reflexe. Stark gefüllte Harnblase, die sich leicht manuell entleeren lässt.

Diagnose:
Nach Sedierung Röntgenaufnahme. Beim Prolaps starke Verengung des Zischenwirbelspaltes zwischen dem letzten Brust- und dem ersten Lendenwirbel.

Therapie:
5 mg Prednisolon täglich, Käfigruhe für 3 Tage. Danach Dexamethason bis zur Besserung.