22. STOFFWECHSELKRANKHEITEN
Hypovitaminose A
Frettchen können nur unzureichend ß-Karotine, die Vorläufer des Vitamin A, verwerten.

Symptome:
Kümmern, trockenes und mattes Fell, Sterilität, Welpensterben. Chronischer Mangelzustand ruft bei erwachsenen Tieren subkutane Ödeme hervor.

Therapie:
Parenteral 500 l.E. Vitamin A, entsprechende Aufwertung des Futters.

Hypovitaminose B1
Synonyme:
Thiaminmangel, Chastek Paralyse. Die Entwicklung eines sekundären Thiaminmangels wird durch Fütterung mit Fischen, die Thiaminase enthalten, begünstigt. Karpfen, Makrele, Hering enthalten das Enzym Thiaminase, das Thiamin abbaut. Primärer Vitamin-B1-Mangel kommt seltener vor.

Symptome:
Nach zwei bis vier Wochen einer Thiamin-Mangelernährung stellen sich die klinischen Mangelerscheinungen in Form von Fressunlust, Speichelfluss, Pupillenerweiterung, Inkoordination der Bewegung, Ataxie, verzögerten Reflexen ein, später kommen Krämpfe mit typischer Ventroflexion des Kopfes hinzu. Zu diesem Stadium sprechen die Tiere noch sehr gut auf eine kausale Behandlung an.

Diagnose:
Anamnese, klinische Erscheinungen.

Therapie:
Tägliche Injektion von 5 mg eines Vitamin-B1-Präparates bis zum Verschwinden der Symptome. Aufwertung oder Änderung des Futters.

Biotinmangel
Synonym:
Vitamin-H-Mangel.
Ätiologie:
Die häufige Verfütterung von rohen Eiern kann zu einem Biotinmangel führen, der durch den Avidingehalt des Hühnereiweisses entsteht. Das Avidin (ein Eiweisstoff) bindet das Biotin, so dass der entstandene Eiweisskomplex durch die Verdauungsenzyme nicht abgebaut wird.

Symptome:
Haarkleid wird trocken, spröde und verliert seinen Glanz. Es wird brüchig, fällt aus, die Haut schuppt sich. Im weiteren Verlauf entwickelt sich eine Dermatitis mit Verschorfung und Schwartenbildung. Oft werden die Hautveränderungen von einem Juckreiz begleitet.

Therapie:
2mal wöchentlich 1 mg Biotin parenteral bis zum Verschwinden der Symptome.

Vitamin-E-Mangel
Synonyme:
Steatose, Gelbfettkrankheit (Yellow fat disease).

Ätiologie:
Wenn die tägliche Futterration grössere Mengen von (ranzigem) Fischöl oder Pferdefett enthält (hoher Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren), kommt es nach zwei bis neun Monaten auf Grund dieser Fütterung zur generalisierten Erkrankung des Fettgewebes.

Symptome:
Apathie, Klumpenbildung in der Unterhautfettschicht (Nekrosen mit entzündlicher Reaktion) und Exitus.

Diagnose:
Anamnese, Analyse der Fütterung, klinische Untersuchung, Fettbiopsie.

Therapie:
Parenterale Injektionen von Vitamin E können den Krankheitsprozess stoppen, die schon vorhandenen pathologisch anatomischen Veränderungen sind aber nicht mehr rückgängig zumachen.

Zink-Mangel
Zink-Mangel entsteht bei der reinen Fleischfütterung ohne Mineralstoffzusätze.

Symptome:
Fertilität gestört, Parakeratose und dorsale beiderseitige Alopezie, Wachstumsstörungen, Inappetenz, Abmagerung, angeborene Missbildungen. Ein gleichzeitig bestehender Vitamin-A-Mangel oder Überangebot an Kalzium verschlimmert das Krankheitsbild.

Therapie:
Aufwertung des Futters mit einem Vitamin-Mineralstoffgemisch, das Zink enthält, z.B. Canovel.

Diabetes mellitus
Synonyme:
Zuckerkrankheit auf Grund von Insulinmangel.

Symptome:
Polyurie, Polydipsie, Polyphagie, Austrocknung, Gewichtsverlust.

Diagnose:
Blutzuckeranstieg (40 mmol/l), Glykosurie, Ketonurie.

Therapie:
Insulingaben 1mal tgl. morgens.

Puerperale Toxikämie
Vorkommen:
Bei weiblichen Frettchen treten einige Tage vor dem Werfen eklampsieähnliche Krämpfe auf, die häufig den Tod der Fähe und der ungeborenen Welpen bedingen.

Ätiologie:
Unbekannt.

Prophylaxe:
Der Krankheit kann durch Zufütterung von roher frischer Leber (5 bis 10 % der täglichen Futterration) während der Trächtigkeit vorgebeugt werden.

Postlaktationssyndrom
Synonym:
Agalactie, Nursing sickness.

Vorkommen:
Nach dem Absetzen der Welpen bei weiblichen Frettchen.

Ätiologie:
Kochsalzmangel.

Symptome:
Fressunlust, Gewichtsverlust, Schwäche, unkoordinierte Muskelbewegungen. Nach einem komaähnlichen Zustand tritt schliesslich der Exitus ein.

Prophylaxe:
Der Zusatz von 0,05 % Kochsalz zu der täglichen Futterration ab Mitte Mai verhindert das Auftreten dieses Syndroms.

Intoxikationen
Die Aufnahme von Zinkoxyd, das sich an galvanisierten Käfiggitter oder Futtergeschirren bildet, ist für Frettchen nephrotoxisch in einer Konzentration von 1500 ppm.